Wumpucks wundersame Reise

Fällt es euch schwer, nach Hilfe zu fragen? Ich musste und muss es noch immer lernen. Warum wir nicht einfach um Hilfe bitten, wenn wir welche brauchen? Naja, oft ist es Scham, Schwäche zu zeigen, oder wir wollen die anderen Menschen nicht belasten, weil sie ja selbst so viel zu tragen haben.

Wir vergessen dabei, dass es etwas wundervolles ist, gebraucht zu werden und anderen zu helfen. Der Akt der Nächstenliebe und Hilfe für andere leisten, macht glücklich. Indem wir also andere Menschen um Hilfe bitten, sorgen wir mitunter dafür, dass diese danach glücklich sind. Wir haben vielleicht ein Lichtlein in ihr Leben getragen.

Im heutigen Buch lernen wir den Wichtel Wumpuck kennen, der todunglücklich auf einem Baum sitzt und keine Kraft mehr hat, nach Hause zu laufen.

„Ich will nachhause, schnell!
Es wird ja schon bald hell.
Die Beine wollen mich nicht tragen.
Ich muss doch mal den Hasen fragen.“

Leider kann der Hase ihm nicht helfen, kennt er ihn nicht und weiß auch nicht, wo dieser Wumpuck wohnt. Aber er verspricht, den Igel zu schicken. Doch auch dem ist der Wichtel suspekt ob seines Aussehens, welches er ablehnt. Doch immerhin will er den Lurchi fragen. Lurchi ist ein Feuersalamander, der ebenso wie die vorangegangenen Tiere, keinen Gefallen am armen Wumpuck findet und sich nicht erbarmt, dem Wicht im Baum zu helfen.

Mit jedem Tier, was Wumpuck um Hilfe bittet, wächst die Ablehnung und werden die Worte härter. Lurchi treibt es auf die Spitze:

„So breite Streifen gibt‘s hier nicht.
Und Lummelbeine mag ich nicht.
Und wenn du keine Flügel hast,
Verhungerst du auf deinem Ast.“

Wumpuck ist verzweifelt und weint so bitterlich, dass ihn daraufhin ein anderes buntes Wesen entdeckt und Mitleid mit ihm hat – der Schrat. Freundlich nähert er sich dem kleinen, traurigen Wicht und beruhigt ihn:

„Auch wenn die andern lachen,
Wir werden das schon machen.“

Auch der Schrat kennt verschiedene Wesen, die dem Wumpuck helfen. Es kommen Bienen und Kunterbunts und handwerkeln und singen. Ja, aber was verrichten diese Wesen da? Das fragt sich auch ein scheues Reh, welches wiederum den Feuersalamander schickt, nachzusehen. Er bricht auf zu schauen und kommt nicht mehr zurück. Ebenso ergeht es dem Igel und dem Hasen. Wo sind sie geblieben?

Wir lernen, dass kein Wesen im Buch final seine Hilfe verwehrt und dass es manchmal die eigene Hilflosigkeit mit einer Situation ist, die dafür sorgt, dass wir überwältigt sind und nicht handeln können. Die Helfenden des Schrats haben solch eine geniale Erfindung erdacht und gezimmert, dass die anderen Tiere des Waldes erkannt haben, wie sie ihre Stärken einbringen können.

Und dann heißt es nur noch:

 „Einerlei, kommt herbei!
Wumpuckland ist bunt und frei!“

Nicht nur das Wumpuckland ist bunt. Nein, die farbenfrohen Aquarellbilder von Ellen Schwarzburg-von Wedel untermalen die Verse, ebenfalls aus ihrer Feder, aufs Feinste. Die satten Farben und sich auflösende Konturen erzeugen eine Lebendigkeit, die das Vorlesen und Vorzeigen des Buches zu einer wahren Freude macht. Doch das ist nicht das einzige, was dieses Buch zu einem besonderen Schatz macht.

Ellen Schwarzburg-von Wedels „Schwerpunkt war die Sprach- und Kommunikationsförderung von Kindern mit spezifischem Förderbedarf. Sie plädiert für eine ästhetische Erziehung, in der die Verknüpfung von Wort, Bild und leiblicher Erfahrung als Grundlage der Bildung verstanden wird.“ (Über die Autorin – Wumpucks wundersame Reise.)

In diesem Bilderbuch finden wir unter jedem Vers vier Schlüsselgebärden, die diese Geschichte auch in Lautsprache Unterstützenden Gebärden (LUG) vortragbar machen. Wir können anhand von Bildern mit roten Pfeilen gleich lernen, diese Gebärden korrekt anzuwenden. Und nicht nur das. Im Anhang finden wir Listen mit Bildern von Gebärden, ihre Bedeutungen und ihre genaue Ausführung. „In vielen Gebärden ist der Sinn noch unmittelbar leiblich nachvollziehbar und damit erkennbar, denn ihre Bildhaftigkeit und Bewegtheit kommt dem kindlichen Verstehen sehr entgegen.“ (Hinweise zu diesem Gebärden-Bilderbuch – Wumpucks wundersame Reise)

Die groß geschriebenen Wörter auf den Bilderbuchseiten, die die einzelnen Gebärdenbilder darstellen, sollen weiterhin die Kinder ermutigen, erste Wörter zu lesen oder selbst zu schreiben.

Ich bin restlos begeistert von dem Buch und die kleine Leseratte ist fasziniert vom Sprechen mit den Händen. Dieses Buch ist vielschichtig in dem was es für die Kinder an Mehrwert liefert. Es ist eine herzerwärmende Geschichte vom Fremdsein, Verletzlichsein, Hilflossein und doch ist es auch und besonders eine hoffnungsvolle Geschichte von Solidarität, Freundschaft und einer ganzen Menge an Fantasie, die am Ende zu einer spannenden Lösung des Problems führt.

Ich danke dem von Loeper Literaturverlag für dieses außerordentlich wertvolle Rezensionsexemplar und kann euch nur nahe legen, den kleinen Wumpuck auf seiner wundersamen Reise zu begleiten.

ISBN: 978-3-86059-171-0

Ellen Schwarzburg-von Wedel: Wumpucks wundersame Reise (2017). Karlsruhe: Loeper Literaturverlag.

Anmerkung: unbezahlte Werbung – Rezensionsexemplar

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